Kirche Wang (Riesengebirge,Karpacz):
Die Kirche Wang wurde um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert in der kleinen Ortschaft Vang am Vangsee in Südnorwegen gebaut. Daher ihr Name.
Im 19. Jahrhundert erwies sich das Kirchlein in Vang als zu klein. Eine kostspielige Restaurierung wäre notwendig geworden. So entschloß man sich, die Kirche zu verkaufen. Der Gewinn floß in die Rückzahlung von Krediten für einen Kirchenneubau.
Zu dieser Zeit lebte in Dresden Prof. Jan Christian DahI, ein norwegischer Maler. Er erreichte, daß dieses wertvolle Denkmal der Wikinger-Architektur für 427 Mark, der damaligen Währung, vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. aufgekauft wurde. Nachdem der königliche Architekt genaue Aufzeichnungen von der Kirche gemacht hatte, wurde sie auseinandergenommen, in Kisten verpackt, im Jahr 1841 auf einem Schiff nach Stettin transportiert, und anschließend in das königliche Museum in Berlin verbracht.
Der König verzichtete jedoch auf den Plan, das Kirchlein bei Berlin auf der Pfaueninsel wieder zu errichten und begann, einen neuen Platz zu suchen, wo das Gebetshaus dem Gottesdienst dienen konnte. Den Bemühungen der Gräfin Friederike von Reden aus Buchwald ist es zu verdanken, daß das Kirchlein im Frühling 1842 ins Riesengebirge gebracht wurde, um der evangelischen Gemeinde in Brückenberg und Umgebung zu dienen.
Den Bauplatz schenkte Graf Christian Leopold von Schaffgotsch aus Warmbrunn. Der Platz befindet sich am Schwarzen Berg in Brückenberg - 885m ü.M., ungefähr auf dem  halben  Weg  zwischen  Krummhübel  und  der Schneekoppe.
Am 2.August 1842 legte König Friedrich Wilhelm IV. persönlich den Grundstein, und zwei Jahre später, am 28. Juli 1844, fand die feierliche Eröffnung und Einweihung der neuen Kirche statt, an der der König mit seiner Gemahlin sowie Prinzessin und Prinz Friedrich von den Niederlanden und viele andere Persönlichkeiten teilnahmen. Die Kirche Wang ist nach dem Muster bester skandinavischer Kirchen errichtet. Sie stellt ein wertvolles Werk alter nordischer Holzbaukunst dar.
Die Kirche besteht aus norwegischem Kiefernholz, welches mit Harz getränkt, eine ungewöhnliche Dauerhaftigkeit aufweist. Die äußere Tür, durch welche man in die Kirche gelangt, fällt durch ihre Halbsäulen auf, die mit in Rebschlingen verflochtenen Schlangen verziert sind. Auf den Kapitellen ste-hen stilisierte Löwen, die die Rolle der Torwächter symbol-isieren.
Nicht weniger bemerkenswert sind die beiden anderen Portale: das nördliche und das südliche. In ihren oberen Winkeln zerreißen  geflügelte  Drachen  eine  waagerechte Achterschlange. Diese Szene könnte den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse darstellen.
Auf den Halbsäulen, die einen Türrahmen-Schmuck bilden, sehen wir geschnitzte Wikingergesichter und Krieger mit gespaltenen Zungen, ein Symbol der Überlieferung von Weisheit und Klugheit an die kommenden Generationen.
Wahre Kunstwerke sind ebenfalls die Säulenkapitelle, die - geschnitzt im byzantinischen Stil - mit Tieren, Pflanzen und Masken aus dem 12.Jahrhundert verziert sind. Möglicherweise haben die Säulen als Masten auf Wikinger-Schiffen gedient. Die vor dem Altar stehenden Säulen, auf denen der Sieg Davids über den Riesen Goliath sowie der Prophet Daniel in der Löwengrube dargestellt sind, wurden von dem Holzschnitzer Jakob aus Janowitz rekonstruiert. Seine Werke sind ebenfalls das im Jahre 1844 aus einem Eichen holzstück geschnitzte Kreuz, und der im Jahre 1846 aus Linden holz gefertigte Körper des gekreuzigten Heilands.
Zu beiden Seiten des hölzernen Altars, der von Ryszard Zajac aus Jelenia Góra im Jahre 1980 angefertigt wurde, stehen auf Postumenten zwei Kandelaber. Sie stellen einen Schwan als Symbol der Treue, und ein Herz als Symbol der Liebe dar. Die Kerzen auf diesen norwegischen Leuchtern werden nur während einer Trauung angezündet. Das Taufbecken - angefertigt etwa im Jahre 1740 im niederschlesischen Barockstil -stammt aus der abgebauten Kirche in Dietmannsdorf bei Waldenburg. Die Kanzel wurde aus dem Holz der alten Kirche in Norwegen gefertigt. Vom Kircheninnern nach außen kommt man durch einen Laufgang, der Schutz gegen die Kälte bietet, und als Ort der Buße diente. Früher stellte man hier auch Waffen und Fischernetze ab. Die Dachspitzen schmücken geschnitzte Verlängerungen der Firstkämme. Sie stellen aufgerissene Drachenmäuler dar, wie sie die Bugspriet auf Wikingerschiffen bildeten.
Der Turm, der aus schlesischem Granit gemauert wurde, schützt das Kirchlein vor starken Windböen, die von der Schneekoppe her wehen.
Auf der Westseite des Kirchplatzes ließ König Friedrich Wilhelm IV. im Jahre 1856 eine in Stein gehauene Gedenktafel aufstellen. Sie ist als Epitaph der Gräfin von Reden gewidmet und trägt ihr Bild in einem Medaillon. In der Nische gegenüber dem Springbrunnen, steht die beeindruckende Holzplastik des Lazarus - ebenfalls von Ryszard Zajoc geschnitzt.
 

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